Wie kann ich meinen Liebeskummer überwinden?

Ein Beziehungsende ist für die meisten Menschen ein tiefgreifender und umfassender Verlust: Wir verlieren nicht nur einen oder den wichtigsten Menschen, seine Nähe, Aufmerksamkeit, Liebe und Unterstützung, sondern oft auch einen Freundeskreis, eine Wohnung, finanzielle Sicherheit und gemeinsame Zukunftspläne. Eine Trennung schmerzt– ganz egal, ob man selbst die Beziehung beendet hat oder verlassen wurde.

Wir fühlen uns traurig, einsam, wütend und verzweifelt; werden von einem Chaos aus Gefühlen, Zweifeln und Vorwürfen geplagt. Und stehen vor der Frage wie es in unserem Leben jetzt weitergehen soll. Akuter Liebeskummer kann sich anfühlen, als hätte man uns den Boden unter den Füßen entrissen.

In der Reihe „Trennung und Liebeskummer überwinden“ möchte ich dir Wissen und Übungen an die Hand geben, die dir dabei helfen sollen, Trennungsschmerz und Liebeskummer zu überwinden. Durch Anregungen und Reflexionen möchte ich dich dabei unterstützen, die Trennung zu verarbeiten, damit du am Ende stärker aus ihr hervorgehst.

Krisen zu meistern, bedeutet Wachstum!

Warum tut Liebeskummer so weh?

Nach dem Verlust einer nahestehenden Person durch Tod zählt die Trennung zu den traumatischsten Erfahrungen, die die meisten Menschen in ihrem Leben durchmachen müssen.

Auf das Ende einer romantischen Liebe reagieren wir meist mit psychischem Schmerz– zum Beispiel in Form von intensiver Trauer, Wut, Angst oder Enttäuschung. Manche Menschen erleben den Schmerz in Form von Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen oder körperlichen Beschwerden. Sogar starke Ängste bis Panikattacken können in akuten Phasen des Liebeskummers auftreten.   

Liebeskummer ähnelt auf neurobiologischer Ebene einem kalten Drogenentzug

Studien zeigen, dass Liebeskummer auf neurobiologischer Ebene einem kalten Drogenentzug ähnelt. Der Körper von Verliebten produziert vermehrt Glückshormone wie Serotonin und Dopamin. Das führt zu einem High wie durch eine Droge. Endet die Liebe abrupt, wirkt das wie ein Entzug. Darum wollen wir der Person, die bei uns diese Glücksgefühle ausgelöst hat, unbedingt wieder nahe sein – sei es nur in Gedanken: Wir denken ständig an den/die Ex–Partner*In, analysieren die Vergangenheit und versuchen verzweifelt zu verstehen, was schiefgelaufen ist.

Der Trauerprozess nach einer Trennung ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von deinem Charakter, deinen Erfahrungen, aber auch davon ab, wie die Trennung abgelaufen ist. War es eine Trennung „im Guten“, bei der beide offen und respektvoll miteinander kommuniziert haben, ist der Verarbeitungsprozess in der Regel leichter, als wenn die Trennung mit Verrat und Abwertung verbunden war.

Während nichts dagegenspricht, sich in der akuten Phase des Herzschmerzes erst einmal abzulenken, ist es nicht ratsam, in dieser Phase langfristig zu verharren

Auch die Dauer des Trennungsschmerzes ist individuell sehr unterschiedlich, weshalb es schwer zu sagen ist, ab wann es dir wieder besser gehen wird. Das hängt nämlich unter anderem davon ab, wie kompliziert deine Trennung ist (z.B. ist es i.d.R. komplizierter, wenn ihr gemeinsame Kinder habt oder zusammenwohnt) und wie du die Trennung verarbeitest.

Während nichts dagegenspricht, sich erst einmal abzulenken, ist es nicht ratsam, in dieser Phase dauerhaft oder langfristig zu verharren, da du so den Verarbeitungsprozess hinauszögerst, bis er dich irgendwann einholen wird. Vor Schmerzen weglaufen geht langfristig nicht. Außerdem würdest du so die wertvolle Chance verpassen, für deine nächste Beziehung dazuzulernen.

Was tun bei akutem Liebeskummer?

In der akuten Phase des Herzschmerzes sollten Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl an erster Stelle stehen. Es ist total normal, direkt nach einer Trennung weniger Kraft zu haben und sich schlechter konzentrieren zu können. Habe daher Nachsicht mit dir, wenn du nicht so viel schaffst wie üblich.

Wenn der Liebeskummer auf der Arbeit zum Problem wird, könntest du dich einer Kolleg*in oder sogar eine*r Vorgesetzten anvertrauen. Ich weiß, das hört sich für viele furchteinflößend an. Tatsache ist aber: Nur wenn du ihnen erzählst, was bei dir los ist, gibst du ihnen die Möglichkeit, dich zu verstehen und mitfühlend zu reagieren. Die meisten Menschen wissen aus eigener Erfahrung wie schmerzhaft ein Beziehungsaus ist und werden Verständnis für dich haben.

Erlaube dir außerdem, das zu tun, was dir gerade guttut.

Vielen Menschen hilft es, sich einer guten Freund*in oder einer Psychologin anzuvertrauen, um mit dem ganzen Schmerz und der Verwirrung nicht alleine zu sein. Andere möchten genau das: Alleinsein– und das ist genauso okay.  

Nimm dir einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken, was dir gerade guttun könnte.

Schreibe danach mindestens ein paar Aktivitäten auf, die du dir für diese Woche vornimmst.

Hier ein paar Inspirationen

Natur & Bewegung: Im Park oder Wald spazieren gehen, Joggen, Wandern, jede Art von Sport

Kreativ sein: Basteln, endlich mal wieder malen, Brot backen, Stricken ausprobieren

Ablenken & Verwöhnen Lieblingsfilme/ Serien gucken, ein gutes Buch lesen, sich von Familie oder Freunden verwöhnen lassen, heißes Bad nehmen, ins Kino gehen, Essen vom Lieblingsitaliener bestellen, die Eltern besuchen…

Verbindung zu anderen: Freunde treffen, einen Spieleabend machen, Anderen eine Freude machen (und dadurch den eigenen Schmerz für einen Moment vergessen), sich engagieren, Zeit mit Tieren verbringen.

Wenn du möchtest, teile deine Tipps bei akutem Liebeskummer in einem Kommentar.

In dem nächsten Post erfährst du, was dich am Loslassen hindert und wie dir die Ablösung von deinem Ex-Partner*In besser gelingt (die Tipps richten sich eher an Menschen, die die akute Phase des Liebeskummers bereits überstanden haben).