Wie du deine Werte findest
In dem letzten Blogartikel ging es darum, was du tun kannst, wenn du dich verloren fühlst. Werte spielen hier eine wichtige Rolle: Denn wenn du sie kennst und deine großen und kleinen Entscheidungen an ihnen ausrichtest, wirst du eher das Leben führen, das zu dir passt.
In diesem Blogartikel stelle ich dir praktische Übungen vor, durch die du deinen Werten näherkommst.
Ich erkläre dir, wie du sie in konkrete Ziele übersetzt und in deinen Alltag integrierst, um glücklicher und erfüllter zu leben.
Wie ein Kompass können deine Werte dir die Richtung zu einem erfüllten Leben weisen.
Was sind Werte und welche gibt es?
Werte sind Herzenswünsche, wie du dich und die Welt um dich herum behandeln möchtest. Sie sind gewünschte Qualitäten des eigenen Verhaltens (Beispiele sind achtsam sein, frei sein, großzügig sein etc. ).
Wenn du dir unsicher bist, welche Werte es generell gibt, kannst du dir eine Liste mit häufigen Werten durchlesen und sie ausdrucken (zum Beispiel diese).
Verschaffe dir anschließend einen Überblick darüber, welche Werte du priorisierst. Notiere dazu auf der Liste hinter jeden Wert auf einer Skala von 1-3 wie wichtig du ihn findest (1: nicht so wichtig, 2: wichtig, 3: sehr wichtig).
Diese Übungen helfen dir dabei, deinen Werten näherzukommen
Lies die Übungen durch und suche dir eine oder mehrere aus, die dich ansprechen. Am besten nimmst du Zettel und Stift zur Hand, um deine Antworten zu notieren.
Anmerkungen: Die Übungen stammen aus der Akzeptanz- und Commitment Therapie (ACT), die einen besonderen Fokus auf ein wertgeleitetes Leben legt. Die Übungen sind inspiriert von Russ Harris.
Übung 1: Dein 80 jähriges Ich
Stell dir vor du bist 80 Jahre alt und blickst auf dein Leben zurück.
Schließe jetzt kurz deine Augen und stell dir die Situation vor
Vervollständige dann diese 3 Sätze:
- Ich habe zu viel Zeit damit verbracht, mir um … Sorgen zu machen.
- Ich habe nicht genug Zeit damit verbracht, Dinge wie… zu tun.
- Wenn ich in der Zeit zurückgehen könnte, würde ich … anders machen.
Übung 2: Video deiner irrtümlichen Beerdigung
Stell dir vor, du stürzt mit einem Flugzeug ab. Aber du hast Glück. Du strandest auf einer einsamen Insel. Zuhause denken alle, du seist verstorben und es wird eine Beerdigung abgehalten.
Auf dieser Beerdigung hält eine dir sehr wichtige Person eine Trauerrede zu deiner Ehre, die auf Video aufgezeichnet wird. Kurze Zeit später wirst du gerettet, fliegst nach Hause und schaust dir das Video deiner irrtümlichen Beerdigung an.
Schließe jetzt kurz deine Augen und stelle dir die Situation vor.
Was würdest du diesen geliebten Menschen gerne über dich sagen hören?
Über den Menschen, der du warst?
Über deine größten Stärken und Qualitäten?
Darüber wie du deine Mitmenschen behandelt hast?
Übung 3: Die gelöste Situation
Diese Übung empfehle ich dir, wenn du gerade vor einer schwierigen Situation stehst. Sie kann dir dabei helfen, neue Perspektiven und Lösungszugänge zu finden.
Stell dir dich in der Zukunft vor. Zu diesem Zeitpunkt hast du diese Situation schon bestmöglich gelöst. Zu dir kommt ein Kamerateam, weil sie eine Doku über dich machen. Ganz beeindruckt fragen sie dich, wie du dich verhalten hast, als du diese Situation so glanzvoll gelöst hast.
(Beachte: es geht um die Qualität deines Verhaltens. z.B. „ich war ehrlich, geduldig und wertschätzend, als ich die Situation gelöst habe; es geht nicht darum, was du konkret gemacht hast. Das musst du noch nicht wissen).
Schließe jetzt kurz deine Augen, stell dir die Situation vor der Kamera vor und beantworte diese Fragen:
Durch welche Qualitäten war dein Verhalten gekennzeichnet?
Wie hast du dich gegenüber deiner Umwelt, anderen Menschen und dir selbst verhalten?
Wie du deine Werte in Ziele übersetzt
Wähle nun einen Lebensbereich (Freizeit/ Beruf oder Ausbildung/ Persönliches Wachstum und Gesundheit oder Beziehung) und schreibe dir für diesen Lebensbereich deine wichtigsten 3- 5 Werte auf. Bewerte dann auf einer Skala von 1-5 wie sehr du jeden einzelnen dieser Werte in diesem Lebensbereich bereits auslebst (1: gar nicht, 2: kaum, 3: geht so, 4: recht gut, 5: sehr).
Welchen Wert könntest du noch mehr ausleben?
Nimm dir für die kommende Woche vor, diesen Wert in diesem Lebensbereich noch mehr auszuleben. In welchen Situationen, bei welchen (noch so kleinen) Entscheidungen kann er dir wegweisend sein?
Überlege dir für die kommende Woche 5 Aktionen, wie du diesen Wert ausleben kannst. Schreibe dir genau auf, was du dir vornimmst (Was, Wann, Wo?)
(Beispiel: Wenn dein Wert „Fürsorge“ ist und du an dem Lebensbereich “Beziehung” arbeitest, könntest du dir folgendes vornehmen: Nächsten Montag, wenn mein*e Partner*In von der Arbeit nach Hause kommt, möchte ich sie/ ihn fragen wie der Arbeitstag war & ganz aufmerksam zuhören.)
Nimm in den Momenten, in denen du deine Werte auslebst, ganz bewusst wahr, wie sich das anfühlt. Welche Wirkung/ Veränderung bringt das in dein Leben?
Erinnerung an deine Werte basteln
Wenn du gerne kreativ bist und ich inspiriert fühlst, könntest du entweder jetzt im Anschluss oder auch in den nächsten Tagen, eine Erinnerung an deine fünf wichtigsten Werte basteln.
Alternative: Schreib einen Zettel mit deinen wichtigsten Werten und hänge ihn irgendwo auf, wo du ihn regelmäßig siehst. Oder fertige einen kleinen Zettel an, den du immer im Portemonnaie mit dir trägst.
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